Wenn Antigua erwacht, merkt man das an den Shuttles, die über die kopfsteingeflasterten Straßen rumpeln und vor den Hostels halten. Das Gepäck wird aufs Dach gehievt und die Rucksacktouristen in die Busse gestopft. Ich fühle mich mit meinem Rucksack genauso jung wie sie und reiche mein Gepäck aufs Dach, im Minivan merke ich dann doch die Unterschiede: ich habe die Schnallen des Rücksacks nicht festgezurrt und so schlagen sie im Fahrtwind auf das Dach des Busses und täuschen prasselnden Regen vor. Außerdem rieche ich besser als die etwas muffigen Mitreisenden. Sobald man Antigua verlässt sind die Straßen wunderbar 2spurig ausgebaut. Echte Straßenbaukunst kommt hier zu Tage, mit abgesicherten Seitenwänden, denn die Straße wurde durch den Fels geschnitten. In dem Moment denke ich, dass ein Mietwagen vielleicht doch besser gewesen wäre, an der Tanke bei 3 Euro der Liter komme ich ins Wanken und nachdem wir auf den Nebenstraßen dreimal mit der Karre aufgesetzt haben und auch noch durch ein Fluss fahren mussten, ist mir klar „alles richtig gemacht!“Marcus sitzt eh neben dem Fahrer und spricht spenglisch, ein Mix aus Spanisch und Englisch. Aber das Lachen der Beiden ist international. In Panajachel angekommen, sind wir am Haupttouristen Ort des schönsten See der Welt. Der 128 Quadratkilometer große See ist eingebettet von Vulkanen und ganz viel Grün. Für das perfekte Postkarten-Motiv sind die 🌋 noch mit Wölkchen an den Spitzen garniert. Mein Fotografenherz schlägt schneller.
Panajachel ist sehr touristisch und alle wollen dir etwas verkaufen. Der Hunger treibt uns in ein Restaurant, in dem die Einheimischen sitzen. Wir bestellen Bier, Fisch und Hühnchen. Als das Bier vor mir abgestellt wird, drehen sich die Guatemaltekinnen zu mir um und warten mit offenen Mündern. Bei meinem ersten Schluck aus der Flasche kichern sie, aber winken mir trotzdem zum Abschied zu. Ich habe mir Fisch bestellt… Wo ist mein Kollege Stephan, wenn ich ihn brauche, der Fisch kommt mit Kopf, Schwanz und allem. Ich nerve den Wirt und er schneidet lieblos daran rum, Kopf und Schwanz sind immer noch dran. Augen zu und durch, ich seziere meinen ersten Fisch. Lecker, geht doch, bei Hühnchen werde ich das wohl nie können.
Ich erwähne Marcus gegenüber, dass man 8 km am See mit dem Fahrrad fahren kann. Wir leihen uns Mountainbikes und los geht’s. Fahrrad-fahren entlang des Sees kann man machen, sollte man aber nicht.
Die Straße ist steil und kurvig und das erste Ziel Catarina, die Stadt mit den blauen Häusern, bleibt das letzte Ziel.
Ich bin völlig fertig und spreche am Steg die Bootsführer an, es ist eher ein flehentliches Anschreien und Gestikulieren.
Das Boot, das gerade ablegen wollte, nimmt uns mit und so liegen die Räder im Bug und wir fahren bei starkem Wellengang (für einen See) zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Das reicht an Abenteuer für heute. Bei einem Bier, oder zweien genießen wir den Sonnenuntergang und beschließen, dass wir noch schönere Seen auf dieser Welt kennen.