Cala Tuent und der längste Weg zurück

Im Wanderführerführer steht es so malerisch: „Der Wanderweg entlang der Traumküste von Sa Costera über der wild zerklüfteten, von Buchten und Kaps gegliederten Küstenlandschaft gehört zu den Wanderklassikern Mallorcas. Wanderziel ist eine bildhübsche Bucht, über der ein gutes Lokal zur Einkehr einlädt. Ein großartiges Erlebnis verspricht zudem die dem Schiffstour-vom Wasser aus können Sie den Weg entlang der Traumküste noch einmal Revue passieren lassen“

Um zeitlich nicht mit der einzigen Abfahrtzeit des Schiffes in Bedrängnis zu kommen, machen wir die Tour andersherum. Nach unserem Zimmerwechsel, denn ab heute haben wir Meerblick mit Balkon warten wir geduldig auf die Abfahrt des Schiffes von Port de Soller nach Sa Calobra.

An Board und auf den anderen Schiffen ist die Stimmung gut, man winkt sich gegenseitig zu und genießt das Leben wieder mit all seinen schönen Seiten.

Der Kapitän macht eine richtige Show aus der Fahrt zu unserer Bucht, zeigt uns Höhlen, „blaue Augen“ im Wasser ( dort wo das Wasser besonders hell türkis schimmert) und den Pferdekopf im Fels.

An der Cala Tuent sind wir die einzigen, die aussteigen, die anderen fahren lieber zur Hauptattraktion Sa Calobra, der wunderschönen Schlangenbucht.

Bevor wir allerdings unsere Wanderung starten, machen wir es wie im Wanderführer beschrieben, wir genehmigen uns erst einmal ein Mittagessen, im nachhinein eine gute Entscheidung, denn unser Wanderweg sollte länger als gedacht werden.

Und dann geht es endlich auf unsere 4 stündige Wanderung, denn auf dem Navi haben wir eine Abkürzung entdeckt, so dass wir nicht über den Aussichtspunkt Mirador se Barques müssen und von dort ein Taxi oder den Bus nach Port de Soller nehmen müssen. Der Weg ist wirklich wunderbar, anstrengend, und mit traumhaften Ausblicken.

Seit 13 Uhr sind wir unterwegs, als wir an unser für schlauer halten als die Hinweistafel, auf der gezeigt wird, dass alle anderen Wege in Sackgassen enden. Das Navi kennt sich ja aus und im Hinterkopf höre ich den alten Spruch „Wer nicht hören kann, muss fühlen“ und so fühlen wir es, sich durch Zäune zu quetschen, die ein kleines Loch durch einen Durchschlupf haben, sich die Beine im Gelände von dem längst überwucherten Weg durch Gestrüpp zerkratzen zu lassen, um nach zwei Stunden Umweg wieder an der Hinweistafel zu stehen und das Navi verfluchend. Selbst die Schafe, Ziegen und Esel auf unserem Abkürzungsweg haben noch nie etwas von einem schnelleren Zugang zu Port de Soller gehört. Ihr blökendes „Neee“ hätte uns die zweite Warnung sein müssen.

Tapfer gehen wir den Weg weiter und entscheiden uns die Vorschläge für Abkürzungen unseres Navis zu ignorieren. Erleichtert und trotzdem ziemlich k.o. kommen wir am Aussichtspunkt Mirador de ses Barques an und starren an der Bushaltestelle auf eine weiße Wand. Keinerlei Abfahrtszeiten oder ähnliche Hinweise. In der Bar zuckt man nur mit den Schultern und schaut etwas mitleidig „no Autobus“. Zwei Mallorquinierinnen bieten uns an, uns nach Port de Soller zu fahren. Was sich anfänglich als pure Menschenliebe zeigte, entpuppte sich nachher als überteuerter Wandernepp. 50 € sollte die Fahrt für 10 km kosten, bezahlt haben wir dann nur 6 € und das für 4 Dosen Bier und haben uns wieder auf den Weg gemacht.

Irgendwann ist es auch egal, die Beine gehen wie automatisch und man verfällt in eine Art Gehtrance. Pünktlich zu Sonnenuntergang um 21:15 Uhr erreichen wir das Hotel und ich glaube ich bin in meinem Leben noch nie so weit an einem Tag gegangen.

Nach einem Stück Pizza, einer Dusche und gefühlt durchbrechenden Beinen falle ich auf das Bett und bin während des Fallens eingeschlafen. Ich tauche ab in meine Traumwelt und höre sie wieder die guten Ratschläge vor der Abfahrt „Erhol dich gut!“


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